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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen


Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich!
S. F. Fleury fotografija

Die Frömmigkeitstradition

Der Vilniuser Kalvarienweg wurde feierlich eingeweiht am 9. Juni 1669, zu Pfingsten. Unter dem Geläut aller Vilniuser Kirchenglocken sprach der von der Geistlichkeit begleitete Bischof von Vilnius Aleksandr Sapiega (1624–1671) an der ersten Kreuzwegstation, dem Letzten Abendmahl, ein Grußwort zu den versammelten Wallfahrern und führte sie selbst auf den Kreuzweg, wobei er aus Jerusalem mitgebrachte Erde verstreute, um so die symbolische Verbindung von Kalvarija mit dem Heiligen Land zu bekräftigen. Den Teilnehmern dieser Prozession erteilte der Oberhirt einen vollkommenen Ablass und verkündete, daß diesen Ablass jeder erwirbt, der in rechter Weise alle Stationen des Leidens Christi besucht.

Seitdem ist der Vilniuser Kalvarienweg ein Anziehungspunkt für die Pilger. Die Tradition des Besuchs von Kalvarija brach auch dann nicht ab, als die Zarenmacht das Kloster schloss. Zu Maria Himmelfahrt, am Karfreitag, am Pfingsttag und am Fest der Auffindung und Erhöhung des hl. Kreuzes wie auch an anderen Ablass – und Feiertagen versammelten sich hier Massen von Gläubigen. Zu Maria Himmelfahrt und Pfingsten 1854 fanden Samstag, Sonntag und Montag das 40- stündige Gebet mit einer großen Prozession auf dem Kalvarienwege statt.

Die Tradition des Besuchs von Kalvarija zu beseitigen, gelang auch nicht der die Kapellen zerstörenden Sowjetmacht. Die Pilger vergaßen nicht den Verlauf des Kreuzwegs, denn die Orte der früheren Kapellen kennzeichneten die Menschen mit aus Steinen zusammengelegten Kreuzen oder auf ihre Fundamente gepflanzten Blumen und kleine Gruppen von Pilgern und auch Einzelpersonen pflegten die Wege zwischen den Stationen.

Die Vilniuser Kalvarija zieht zu Pfingsten auch heute zahlreiche Pilgermassen aus ganz Litauen an. Der Pfingstablass der Vilniuser Kalvarija dauert drei Tage. Der erste Tag, der Freitag, ist besonders für die Priester und Ordensleute bestimmt. Am zweiten Ablasstag, dem Samstag, feiern Kinder und Jugendliche die hl. Messe und gehen den Kreuzweg. Danach feiern sie eine Agape, halten ein Gotteslob, eine Lichterprozession, Konzerte, eine Abendfeier.

Am Pfingstsonntag findet die Hauptfeierlichkeit statt. Die hl. Messe wird auf der Wiese vor der Kreuzauffindungskirche gefeiert. Ein besonders wichtiger Akzent ist auch, daß hier das Firmsakrament gespendet wird.

Kalvarija ist wieder zum zentralen Ort der Pfingstfeier des Erzbistums Vilnius geworden.. Den Kreuzweg beginnt man normalerweise von der Kapelle der Schmerzhaften Muttergottes in Baltupiai zu gehen. Er endet mit der Feier der hl. Messe in der Kreuzauffindungskirche.

Das andächtige Gehen und Beten des 7 km langen Kreuzwegs dauert normalerweise etwa 4 Stunden. Eine Hilfe für die Wallfahrer sich in den Kreuzweg des Herrn einzufühlen besteht auch darin, daß die Länge des Kalvarienwegs und die Entfernung zwischen den Stationen auf Schritt und Fuß genau der Topographie des Heiligen Landes entspricht. Die Menschen glauben an die sakrale Kraft des Kedronbaches und durchqueren ihn deshalb oft barfuß. An jeder Station lesen und meditieren die Wallfahrer entsprechende Evangelientexte und singen.

In Gemeinschaft, in kleinen Gruppen oder von Einzelnen wird der Kreuzweg das ganze Jahr über gegangen. Nach alter Tradition jedoch begann man den Kreuzweg der Vilniuser Kalvarija vom 3. Mai an zu gehen, dem Tag der Auffindung des hl. Kreuzes oder aber am ersten Maisamstag., und endete am14. September, dem Fest Kreuzerhöhung. Die Hauptfeiern sind die Pfingsttage. Die den Kreuzweg gehenden Wallfahrer können einen Ablass zu den üblichen Bedingungen vom ersten Maisonntag bis zum 14. September erwerben. Der Tradition gemäß wird dieser Kreuzweg auch an jedem Karfreitag gegangen.

In der Kirche auf dem Seitenaltar der Schmerzhaften Muttergottes ist unter einer Glasvitrine die Reliquie des hl. Kreuzes zur öffentlichen Verehrung durch die Gläubigen ausgestellt. Mit dieser Reliquie des hl. Kreuzes werden die Gläubigen auch nach den hl. Messen an den Ablasstagen gesegnet.

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