|
|
LT EN DE PL 
Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen




Das Böse besieg durch Güte.
Vido Venslovaičio fotografija

Frömmigkeit

Der selige Jurgis Matulaitis ist vorläufig der einzige von der Kirche zur Ehre der Altäre erhobene Litauer aus neuerer Zeit. Viele Menschen unserer Tage sehen in seinem Leben eine Verbindung zu ihrer eigenen Erfahrung: geboren und aufgewachsen in einer Bauernfamilie, erreichte er akademische Höhen. Früh wurde er ein Waisenkind, im Übermaß erfuhr er die Prüfungen durch Krankheit und Leid. Die Erfahrung der Kontraste des Lebens der Großstadt ließ ihn zum Propheten der kirchlichen Soziallehre werden. Trotz der Suche nach einem kontemplativen Leben wurde er immer wieder in öffentliche Angelegenheiten verwickelt und in den Strudel von Gezänk.

Die Verbindung mit dem seligen Jurgis Matulaitis durch das Gebet ist zugleich auch eine Herausforderung für das geistliche Leben eines jeden Gläubigen. Er war „ein Mensch nach dem Herzen Gottes“, der in enger Gemeinschaft mit dem Allmächtigen lebte. Sein Leben ist nahe unserer Gegenwart, nicht zugedeckt von den exotischen Legenden der Jahrhunderte. Die lakonische Innenausstattung der Grabeskapelle des seligen Jurgis Matulaitis in der Kathedrale von Mariampolė regt an zum Nachdenken über die Herausforderungen des Lebens im Geist eines christlichen Realismus an.

Von der Intensivität des geistlichen Lebens des Seligen gibt auch sein geistliches Tagebuch „Aufzeichnungen“ Zeugnis. Die Freundschaft mit dem seligen Jurgis im Gebet kann bestärkt werden dirch die geistliche Lektüre unter Einbeziehung der Vernunft und der Kennt-nisse über eine vergleichsweise noch nicht lange vergangene Epoche, wenn man sich auf
den von dem Seligen in den „Aufzeichnungen“ skizzierten geistlichen Weg einläßt. Einige der Lieblingsphrasen des seligen Jurgis Matulaitis sind besonders bedenkenswert; man kann sie als Wegweisung oder als Gebet verinnerlichen. Mit seinem Bischofsmotto eröffnet uns der Selige Jurgis ganz neu die Aufforderung des Apostels Paulus, das Böse durch das Gute zu besiegen. Die Gedanken in den „Aufzeichnungen“ des Seligen Jurgis bauen nicht nur individuell auf, sondern dienen auch der Gemeinschaft. Sie geben Richtlinien für Themen geistlicher Konferenzen, besonders für die Ablasstage. Der Vorsatz des Seligen „riskieren und sich aufopfern“ vereint Menschen der verschiedensten sozialen Schichten: sein geistliches Erbe pflegen insbesondere die Mitglieder der Bruderschaft des seligen Jurgis Matulaitis.

Das wichtigste liturgische Gedenken des seligen Jurgis Matulaitis ist die alljährlich im Monat Juli in Mariampolė feierlich begangene Oktav des Ablassfestes des seligen Jurgis Matulaitis aus Anlaß des Seligsprechungstages am 12. Juli. Ebenso hat sich die Tradition durchgesetzt, am 12. Tag eines jeden Monats die hl. Messe zu Ehren des seligen Jurgis Matulaitis zu feiern.

Zwei weitere bedeutende Daten des Gedenkens an den seligen Jurgis sind der 27. Januar, an dem des Todestages des seligen Jurgis gedacht wird und der 13. April, der Geburtstag des Seligen. Beim Begehen dieser Daten (27. Januar, 13. April und 12. Juli) wird dreimal jährlich eine Gebetsoktav für die Kranken auf die Fürbitte des seligen Jurgis Matulaitis abgehalten.

Jeden Freitag wird in der Kapelle des seligen Jurgis Matulaitis die hl. Messe gefeiert, wobei in den verschiedensten Intentionen gebetet wird. In den Andachten werden die von der Kirche empfohlenen Gebete gebetet: die Litanei zum seligen Jurgis Matulaitis, ein Gebet um Gesundheit, ein Gebet um die baldige Kanonisierung des seligen Jurgis Matulaitis. In der Heimat des seligen Jurgis in Lūginė werden Veranstaltungen für die geistliche Bildung der Jugend organisiert, Wallfahrten und Andachten.

Die Gebetsfürsprache des seligen Jurgis Matulaitis ist besonders wichtig beim Aufbau eines neuen Hauses für die Völker Europas. Sein aufopfernder Dienst im von Angehörigen vieler Völkern bewohnten Vilnius, seine Bemühungen um die Heilung der Wunden in den histo-rischen Beziehungen zwischen Litauern und Polen waren fruchtbar und sind auch heute noch fruchtbar. Die Orte der Verehrung des seligen Jurgis Matulaitis werden auch heute ständig von Pilgern aus dem Ausland, besonders aus Polen besucht. Paspst Johannes Paul II. sagte am 28 . Juni 1987 am Vorabend der Seligsprechungsfeierlichkeiten für den seligen Jurgis Matulaitis: „Heilige muß man mit dem Herzen und im Glauben annehmen.“

Im Jahre 2007 wurden zwei bedeutende Jahrestage begangen: der achtzigste Todestag des seligen Jurgis Matulaitis und der zwanzigste Jahrestag der Seligsprechung. Ununterbrochen wird um seine Heiligsprechung gebetet. In den in 34 Jahren des Beatifikationsprozesses sind in den „Nachrichten über den Beatifikationsprozeß“ fast 1000 Zeugnisse über auf die Fürsprache von Erzbischof Jurgis erlangte Gnadengaben veröffentlicht.

aukštyn