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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen



Per Jėzaus kančią į dangiškojo Tėvo namus.
Gintaro Česonio fotografija

Der Kreuzweg

Eines der wichtigsten Bestandteile des sakralen Ensembles von Tytuvėnai ist der aus 39 Stationen bestehende Kreuzweg. Neben den Stationsbildern ist unter Glasglocken heilige Erde aufbewahrt, die der Bernhardinermönch Antanas Burnickis (1715–1770) aus Jerusalem mitgebracht hatte. Nach der Anzahl seiner Stationen ist das der größte heute bekannte Kreuzwegkomplex in Litauen. 

25 der Kreuzwegstationen sind auf Feuchtverputz gemalte Fresken, 14 hingegen sind aus Gips modelliert. Auf den gemalten Szenen sind Details der Architektur der Stadt dargestellt. Das östliche Aussehen zeugt von der Absicht der Künstler, die im Evangelium beschriebenen Ereignisse möglichst wirklichkeitsnahe auszudrücken. Der gegenwärtige Zustand der Fresken ist schlecht. Aufgrund der Einwirkungen von Wettereinflüssen und Feuchtigkeit sowie des Mangels an Pflege sind die meisten von ihnen unwiederbringlich zerfallen. In den Stationen mit aus Gips modellierten Figuren ist die Dramatik ausgeprägter als in den gemalten. Das modellierte Relief des Rokokoornaments jeder einzelnen Station ist anders. Die in die Ecken des Korridors modellierten Stationen sind als kleine Altäre komponiert. Das ist ein Zeichen des Ausdrucks spätbarocken Denkens des XVIII. Jahrhunderts, das sowohl in den Stationen wie auch in den Altären die Bedeutung des Opfers und des Opferns unterstreicht.

Die Aufteilung des Kreuzwegs in gemalte und modellierte Stationen wiederholt die in den „großen“ Kalvarien verbreitete Aufteilung des Kreuzwegs in den Weg der Gefangennahme Christi und den Kreuzesweg Christi. Alle gemalten Stationen des Kreuzwegs von Tytuvėnai entsprechen mehr oder weniger den Ereignisen der Geschichte der Festnahme Christi; die modellierten hingegen- dem von Christus zurückgelegten Weg vom Palast des Pilatus bis zum Ort des Todes. Gemalte und modellierte Stationen wechseln im Arkadenhof rhytmisch einan-der ab. Wallfahrer, die die ganze „Kalvaria“ im Arkadenhof von Tytuvėnai gehen wollen, müssen zwei Runden drehen – das erste Mal die Runde des Wegs der Gefangennahme Christi und danach ein zweites Mal die Runde des Kreuzeswegs Christi . Die Stationen sind so ange-legt, daß das Eingangstor in den Arkadenhof vom Städtchen Tytuvėnai aus mit der Station des Einzugs Christi in Jerusalem zusammenfällt. Die Wallfahrer, die durch den Eingang in den Arkadenhof eintreten, vereinen sich so gewissermaßen mit den Schritten des in Jerusalem einziehenden Christus.

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