Die Kathedrale
Das Gebäude der Kathedrale bezeugt deutlich den Geist der Renaissance. Die Kathedrale weist den Grundriß eines lateinischen Kreuzes auf. Sie ist einschiffig mit Transept und Presbyterium, das in der sechsachsigen Apsis seinen Abschluß findet. An beide Seiten des Presbyteriums schmiegen sich zwei gleich große Sakristeien an und von der anderen Seite des Transepts – zwei Kapellen. In der Westfassade dominiert der direkt in der Mitte stehende Turm. Beide Seitenfassaden der Kirche sind gleich. Ihnen ist ein deutlicher Kontrast zwischen dem plumpen Grund und dem hohen Turm zu eigen. Das mit Ziegeln gedeckte Dach und die Ziergiebel des Transepts heben sich deutlich hervor.
Der wehrhafte Charakter stellt die größte Originalität der Kathedrale von Šiauliai dar. Das Gebäude ist gewissermaßen für die Verteidigung eingerichtet: die kleinen Türme des Tores vom Gottesacker und die Erker des großen Turmes sind mit Schießscharten ausgestattet. Die Empore ist so errichtet, daß sie das Innere der Kirche von allen Seiten umgibt und sogar noch hinter dem Hauptaltar verläuft. Die Rundfenster, zu denen sie führen, konnten als Schieß-scharten benutzt werden. Den wehrhaften Charakter der Kirche unterstreichen auch die Kirchentüren, die sich gegenüber der Hauptfasasade in der verlängerten Gebäudeachse befinden. Solch ein bis auf unsere Tage gut erhaltenes Tor mit Türmen von wehrhaftem Charakter ist das einzige in Litauen.
An der Südfassade der Kirche ist bis auf den heutigen Tag eine Sonnenuhr erhalten. Sie besteht aus Metallzeigern, die die Zeit zwischen 7 Uhr früh und 5 Uhr abends anzeigen. Das Datum der Errichtung dieser Sonnenuhr ist unbekannt. In der Geschichtsschreibung hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß dies eine der ältesten Sonnenuhren in Litauen ist. Meist werden das Jahr 1625 oder spätere Jahre als Zeitpunkt der Errichtung angegeben. Höchstwahrschein-lich ist sie aber viel später errichtet worden, als 1880 die mechanische Uhr verloren ging.
