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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen



Mutter der Barmherzigkeit, unter deinen Schutz und Schirm!
XX a. pradžios maldininkai prie Aušros Vartų

Die Gebetstradition

Im XVII. und XVIII. Jahrhundert wurde Vilnius zwei Mal hintereinander von der Soldateska Schwedens und Russlands heimgesucht. Auch Brände verwüsteten die Hauptstadt Litauens. Die Vilnenser glaubten, daß der Schutz der Muttergottes vom Tor der Morgenröte ihre Stadt vor der völligen Zerstörung bewahrte: Sie löschte die Brände und suchte wie die Bundeslade des Alten Testaments die sie zerstörenden Feinde heim.

Die Maria vom Tor der Morgenröte wurde aber nicht nur bei Bränden und Kriegen angerufen. Nach der letzten Teilung der Republik der beiden Nationen 1795 kam ein großer Teil Litauens, später sogar ganz Litauen, zuRussland. Die drei Aufstände von 1794, 1831 und 1863 befreiten zwar weder Polen noch Litauen, zeigten aber die unzerstörbare Bereitschaft zum Kampf für die Wiedererringung der Freiheit .Parallel zu den Verfolgungen wuchs auch
die Verehrung der Gottesmutter vom Tor der Morgenröte. Dieses Heiligtum wurde so nicht nur zu einem Ort religiöser, sondern auch politischer Manifestationen.

Aušros Vartai wurde so allmählich zu einem Symbol des Kampfes der Polen und Litauer für Freiheit und Staatlichkeit. Als nach dem 1. Weltkrieg das Vilniuser Gebiet Polen einverleibt wurde, trennten sich eine Zeit lang die Wege beider Völker. Die Maria vom Tor der Morgen-röte wurde „Beschützerin der Ostgrenze Polens“ benannt. Papst Pius XI. lehnte es ab, das Bild mit dem Titel „Königin Polens“ zu krönen, um so beide Völker vor einer noch größeren Feindschaft zu bewahren.

In den zahlreichen Verbannungen sowohl von Polen wie auch Litauern und in den Emigra-tionen ragte das Heiligtum von Aušros Vartai hervor als Symbol für das verlorene Vaterland und die Verehrung der in ihm befindlichen Gottesmutter als Zeichen der nationalen Identität und als Stütze der Hoffnung. Die durch Kriege, politische Umstürze und Armut in alle Welt zerstreuten Litauer und und die ehemaligen polnischen Bewohner des Vilniuser Gebiets haben sie zur Patronin ihrer Vereinigungen gewählt. Sie haben in den Flüchtlingslagern und in der Verbannung Sibiriens ihre Hilfe erfleht. Wo sie konnten, errichteten sie Kirchen der Mutter der Barmherzigkeit. Litauische Aušros Vartai Pfarreien wurden in New York (USA) und in Montreal (Kanada) gegründet . Polen haben solche Kirchen nicht nur im Ausland errichtet.

Nach dem 2 . Weltkrieg gezwungen das Vilniuser Gebiet zu verlassen und nach Polen überzusiedeln, wollten sie Aušros Vartai geweihte Kirchen (z. B. In Warschau). Manchmal errichteten sie sogar Kopien derselben. 1970 wurde in der Krypta des Petersdoms im Vatikan eine Litauen geweihte Kapelle errichtet, auf deren Altar sich ein von Papst Johannes Paul II. geweihtes Mosaik der Gottesmutter der Barmherzigkeit von Aušros Vartai befindet.

Die mit der sowjetischen Okkupation Litauens einsetzenden Verfolgungen haben die Verehrung der Maria von Aušros Vartai nicht beseitigen können. 1948 wurde in Vilnius ein geheimer Verband litauischer katholischer Autodidakten Kollegium der Jungfrau Maria von Aušros Vartai gegründet, die 1950 durch die Organe der Staatssicherheit liquidiert wurde. Nach 1973 begannen die Freunde der Eucharist, Mitglieder einer illegalen katholischen Jugendorganisation, zu dem Ablassfest zu pilgern. Jugendliche aus den einzelnen Pfarreien beteten, sich einander abwechselnd, vor dem Bild der Gottesmutter den Rosenkranz. Am 16. November 1979 feierte hier das katholische Kommittee zur Verteidigung der Rechte der Gläubigen den ersten Jahrestag seines Wirkens. Die Mitglieder des Kommittees wurden dabei durch aus den verschiedensten Orten des Landes angereiste Jugendliche begrüßt.

Nach der Wiedererringung der Unabhängigkeit Litauens, als nicht nur die politische, sondern auch die religiöse Freiheit wiederhergestellt wurde, wurde Aušros Vartai mehr zu einer Quelle persönlicher Frömmigkeit. Aber auch heute ist Aušros Vartai von Bedeutung geblieben als ein Ort geistiger Stütze in einer Welt, die geprägt ist von einer Konsummentalität und einer Vermischung der Werte.

Die Pilgerströme, die aus den Nachbarländern herbeiströmen, finden Aušros Vartai offen für alle, die den Beistand der Gottesmutter suchen.

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