Der Kreuzweg
Der Kalvarienweg von Vilnius ist in zwei Teile geteilt. Der Weg der Festnahme vom Zimmer des letzten Abendmahls bis zum Vierten Tor der Altstadt besteht aus 20 Stationen, zu denen 8 gemauerte Kapellen gehören sowie die Brücke über den Kedronbach, 1 hölzerne Kapelle auf der Brücke, 1 gemauertes und 7 hölzerne Tore. Der Kreuzweg Christi vom Palast des Pilatus bis zum Berg Golgotha besteht aus 15 Stationen, darunter 12 gemauerte Kapellen und drei Stationen in der Kirche selbst. Der Kalvarienweg von Vilnius ist bemüht im Messen der Entfernung zwischen den Stationen in Schritten und in der Orientierung an den verschiedenen Teilen „der Stadt Jerusalem“ maximal genau die Topographie Jerusalems widerzuspiegeln. So sind es z.B. vom Palast des Pilatus bis zur Station der Kreuzabnahme 1321 Schritte, vom Ölberg bis zum Ort der Kreuzigung – 6000, von Kajafas bis zu Pilatus – 1000, von Pilatus bis Herodes – 350 Schritte.
In den meisten der Kalvarienberge des XVII. Jahrhunderts nimmt der Kult der Muttergottes einen wichtigen Platz ein. Auch die Vilniuser Kalvarija hat diese Tradition übernommen: der Marienweg umfaßt 12 Stationen, die am Grab des Herrn beginnen und in der Gegenrichtung zum Verlauf des Kreuzwegs bis zum Saal des Letzten Abendmahls gehen.
Der Kult der Muttergottes der Schmerzen erlangte jedoch hier nie eine solch große Bedeutung wie etwa in Žemaičių Kalvarija oder den meisten Kalvarien Polens. Hier in der Vilniuser Kalvarija ist die ganze Aufmerksamkeit auf den Gekreuzigten und das hl. Kreuz gerichtet. Solch eine zielgerichtete Ausrichtung, die zum Ausdruck kommt in der hervorragend überlegten Beziehung der einzelnen Kreuzwegstationen untereinander und der meisterhaften Ausnutzung der Besonderheiten der Landschaft, ist eine besondere Eigenheit der Vilniuser Kalvarija.
