Der Selige Jurgis Matulaitis
Jurgis Matulaitis wurde am 13. April 1871 im Dorf Lūginė, 5 km nördlich von Mariampolė, in einer Bauernfamilie geboren. 1879–1886 lernte Jurgis Matulaitis an der Schule und dem Gymnasium von Mariampolė. Im Jahre 1889 reiste er nach Polen, trat in das Gymnasium von Kielce ein und 1891 in das Priesterseminar von Kielce. Nach Schließung des Seminars durch die zaristischen Machthaber studierte er weiter am Seminar in Warschau. !895 schloß er es mit besten Noten ab und wurde deshalb an die Geistliche Akademie Petersburg empfohlen, die er mit einer Goldmedaille abschloß und den Magistergrad erwarb.
Im Jahre 1898 in Petersburg zum Priestergeweiht, reiste er im Jahr darauf zum Studium nach Fribourg in die Schweiz. 1902 verteidigte er seine höchstes Lob erlangende Dissertation und erlangte den Grad eines Doktors der Theologie. Später dozierte er am Kielcer Priesterseminar, übte von 1905–1907 in Warschau das Amt eines Gymnasialseelsorgers aus. Er entfachte eine breite christlich - soziale Tätigkeit, organisierte Arbeiter, errichtete Kinderheime und half Armen ungeachtet nationaler und religiöser Unterschiede.
In den Jahren 1907–1911 dozierte Jurgis Matulaitis Soziologie an der Geistlichen Akademie Petersburg. Während seines Wirkens als Akademieprofessor entschloß er sich, Mönch zu werden und den in Agonie liegenden Orden der Marioner in Litauen zu erneuern. Im Jahre 1909 legte er die ersten Ordensgelübde ab. Im Jahre 1911 wurde er General des Marioner-ordens. In den Jahren 1914 .1918 gründete er, in Warschau lebend , ein Kloster in Bielany und ein Waisenhaus, für das er selber Spenden sammelte.
Nach seiner Rückkehr nach Litauen im Jahre 1918 brachte Jurgis Matulaitis das durch den Krieg verwüstete Kloster der Marioner in Ordnung und errichtete die neue Schwesternkon-gregation der barmherzigen Schwestern der unfleckten Empfängnis der allerheiligsten Jungfrau Maria. Am 1. Dezember 1918 wurde er zum Bischof konsekriert und mit der Leitung des Bistums Vilnius beauftragt. Dieses Amt versah er vorbildlich sieben Jahre lang und leitete gleichzeitig den Orden der Marioner. Im Jahre 1924 gründete er die Schwesternkongregation der Dienerinnen Jesu in der Eucharistie.
Im Jahre 1925 verzichtete er auf das Amt des Erzbischofs von Vilnius und wurde durch Papst Pius XI. zum Erzbischof und Apostolischen Visitator für Litauen ernannt. Er trug sehr zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Litauen und dem Heiligen Stuhl bei sowie zur Errichtung der Litauischen Kirchenprovinz und der Vorbereitung eines Konkordats. Er verstarb in Kaunas am 27. Januar 1927.
Schon bei der Beerdigung von Erzbischof Jurgis Matulaitis in Kaunas sprach Kanonikus Juozas–Tumas Vaizgantas (1869–1933) über ihn als über einen Heiligen. Papst Pius XI. bezeichnete Jurgis Matulaitis als „einen wirklich heiligen Mann“. Die Kunde über die Heiligkeit von Jurgis Matulaitis verbreitete sich noch mehr. Sein Leichnam wurde am 24. Oktober 1934 aus der Krypta des Doms in Kaunas in die Herz Jesu Kapelle (die heutige Kapelle des seligen Jurgis Matulaitis) der Kirche des hl. Erzengels Michael in Mariampolė überführt. Da in dieser Kirche durch den Sarkophag mit den Gebeinen von Jurgis Matulaitis das Grab leichter zugänglich war, baten die Menschen an seinem Grab häufig auf seine Fürbitte um Gnadengaben. Auf dem Sarkophag fanden sich immer häufiger Dankschreiben für erfahrene Gebetserhörungen. Das gab den Anlaß zur Einleitung eines Beatifikations-verfahrens.
Das Beatifikationsverfahren wurde im Jahre 1953 in Rom eröffnet. Bis zum Jahre 1978 erhielt man so ungefähr 900 Äußerungen und Dankschreiben für erfahrene Gebetserhörungen in Leiden von Geist und Körper, meistens für Heilungen von verschiedensten Krankheiten. Im Jahre 1982 anerkannte Papst Johannes Paul II. die Tugenden des Dieners Gottes Jurgis Matulaitis als wirklich sehr heldenhaft und verlieh ihm den Titel „Diener Gottes“. Nach der Überprüfung der dem Heiligen Stuhl übermittelten Informationen über die Wundertaten wurde Erzbischof Jurgis Matulaitis im Jahre 1987 zum Seligen erklärt.