Geschichte
Tytuvėnai begann sich im XVII. Jahrhundert auszubreiten, als sich im Jahre 1614 hier die Bernhardinermönche niederließen. Im Jahre 1635 wurde die steinerne Barockkirche geweiht, um die herum die Klostergebäude wuchsen, die zum kompositionellen Zentrum des Wohn-ortes wurden. Die geistliche, kulturelle und wirtschaftliche Tätigkeit der Mönche formten hier ein Zentrum von geistlicher Anziehungskraft.
Tytuvėnai litt ziemlich durch den Krieg mit Schweden in den Jahren 1655- 1660, ebenfalls auch in den Jahren des Nordischen Krieges. Im Jahre 1701 wurde es durch die Schweden eingenommen, im Jahre 1708 drangen russische Soldaten in das Kloster ein, töteten einige Mönche und und raubten den Kirchenschatz aus. Im vierten Jahrzehnt des XVII. Jahrhunderts begann eine bis zum Ende des Jahrhunderts dauernde Rekonstruktion des gesamten Ensembles, in der neue Gebäude errichtet wurden und sich das Aussehen der alten ziemlich veränderte. Im Jahre 1735 wurden an die Westfassade der Kirche von Tytuvėnai zwei Türme und ein Vorraum angebaut. Im Jahre 1736 wurde im Kloster ein Noviziat eingerichtet, aber das steinerne Noviziatsgebäude wurde erst in den Jahre 1764–1770 errichtet und wurde an die Nordwestecke des Klosters angefügt.
Vom sechsten bis zum achten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wurde das Innere der Kirche der allerheiligsten Jungfrau Maria von den Engeln in Tytuvėnai rekonstruiert: es wurde ein Ensemble von neun herrlichen spätbarockenen Altären errichtet und im Jahre 1789 eine Barockorgel eingebaut. Vom siebenten bis zum neunten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts wurde wurde gegenüber der Kirche ein Friedhof mit einem Korridor für Prozessionen eingerichtet. Im Zentrum des Friedhofs ragte jetzt die Kapelle der Treppe Christi mit dem Altar des gekreuzigten Jesus Christus auf. An der Wand des geschlossenen Innenhofs des Friedhofes wurden in den Jahren zwischen 1771 und 1780 eine Galerie von Kreuzwegstationen errichtet.
Die Einwohner von Tytuvėnai beteiligten sich aktiv am Aufstand von 1863. In der Umgebung von Tytuvėnai stießen die Aufständischen in dieser Zeit mindestens drei Mal auf russische Truppen. Weil man die Mönche verdächtigte, daß sie sich auch am Aufstand beteiligt oder ihn aber zumindest unterstützt hatten, wurde das Kloster im Jahre 1864 geschlossen und seine reichhaltige Bibliothek verschleppt. Im Jahre 1868 wurde der Befehl erlassen, den russischen Orthodoxen die Kirche und das Kloster von Tytuvėnai mit den dazugehörigen Gebäuden zu übergeben. Jedoch dank der Bemühungen von Bischof Motiejus Valančius (1801–1875) blieb die Kirche den Katholiken erhalten. Ein Teil der Gebäude des geschlossenen Klosters wurde der Pfarrei übergeben, aber der nicht genutzte Teil verfiel. Im Jahre 1877 wurde auf Befehl der zaristischen Machthaber das Noviziatsgebäude abgerissen, ebenfalls die weiter vom Enemblezentrum stehenden Wirtschaftsgebäude: die Wassermühle, der Mühlsee und andere Gebäude. Schließlich, nachdem der Mühlsee ausgetrocknet war, die Gemüsegärten verdorrt waren und die Kirche zerfiel, wurden das Kloster und der Friedhof zu einem Obstgarten.
Im dritten und vierten Jahrzehnt des XX. Jahrhunderts begann Tytuvėnai als Sommerfrische berühmt zu werden. Die auf die Erholung Suchenden wartenden Einheimischen verschönten laufend das Städtchen. Der Marktplatz gegenüber der Kirche wurde in einen Park umgewan-delt, die Straßen wurden gepflastert, Bürgersteige wurden angelegt, die Straßenränder mit Bäumen bepflanzt.
In der Sowjetzeit, in den Jahren zwischen 1950 und 1959 hatten sich in den Gebäuden des Ensembles verschiedene Kreisbehörden eingerichtet. Ab dem Jahr 1959 wirkte in dem Kloster ein landwirtschaftliches Technikum und ein Mittelschulinternat. In den Jahren zwischen 1961 und 1973 wurde das Ensemble renoviert und restauriert: das Fundament wurde verstärkt,das Gewölbe erneuert, die Dachkonstruktion und – bedeckung wurden ausgewechselt, die Gebäude erhielten einen Innen – und Außenanstrich.Im Jahre 1968 wurde die Fassade der Kapelle der Treppen Christi restauriert. Im Jahre 1973 wurden unter Zuhilfenahme von Konsultationen mit V. Drėma das Interieur der Kirche und die Galerien restauriert.
Heute ist das Ensemble des ehemaligen Bernhardinerklosters und der Kirche eines der wert-vollsten Ensembles sakraler Architektur in Litauen und ganz Nordosteuropa. Der im XVII. und XVIII. Jahrhundert sich ausbreitende und blühende Komplex, der im XIX. und zu Anfang des XX. Jahrhunderts verkam, hat seine religiöse Bedeutung bewahrt und beherbergt eine Vielzahl von Denkmälern kirchlicher Kunst. Auf dem Platz in Tytuvėnai ist eine Büste des Dichters Maironis (1862–1932) aufgestellt, auf dem Friedhof der Kirche ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Genozids.