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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen


Heiligtum, in dem das Herz des litauischen Volkes schlägt.
Johannes Paul II.
ELTA fotografija

Frömmigkeit

Die Reliquien des hl. Kasimir

Das Grab des hl. Kasimir war zu allen Zeiten ein Hauptanziehungspunkt für die Pilger. Schon der alte Bestattungsort des hl. Kasimir die königliche (heute Valavičių) Kapelle war zu einem Gebetszentrum geworden. In dem berühmten Schreiben des Papstes Alexanders VI. (1492–1503) vom 15. Mai 1501 , mit dem den diese Kapelle aufsuchenden Wallfahrern ein vollkommener Ablass gewährt wurde, wird das durch seine Wunder berühmte Grab Kasimirs erwähnt. Die frühen Quellen über den Kult des hl. Kasimir belegen, daß das Grab des Heiligen ungewöhnlich schnell zu einem Gnadenort wurde. Schon 1513 hingen beim Grab des Seligen eine Menge von Voten aus Wachs und Silber.

Gnadenerweise sind auch – wie nicht anders zu erwarten – bezeugt von dem Mitte des XVI. Jahrhunderts in der jetzigen St. Kasimirkapelle über den Altar hineinkomponierten nach einem älteren Werk gemalten Bild des sogenannten dreihändigen Kasimir. Auf ihm ist der Heilige mit drei Händen dargestellt: die zwei Rechten beginnen vom Ellenbogen an und halten eine Lilie. Die Legende, die diese Dreihändigkeit erklären will, sagt, daß der Künstler nicht mit der gemalten ausgestreckten Hand mit der Lilie zufrieden war und sie deshalb übermalte.

Die übermalte Hand kam jedoch wieder hervor und niemandem gelang es, sie zu übermalen. Die tiefere symbolische Bedeutung dieses Phänomens ist jedoch eher verbunden mit der besonderen Großherzigkeit des hl. Kasimir und den vielen auf die Fürsprache des Heiligen erfahrenen Gnadengaben. Auf dem Bild ist die Rechte zwei Mal dargestellt, was in der biblischen Tradition Gerechtigkeit und Großherzigkeit bedeutet. So ist mit der Dreihändigkeit des hl Kasimir am wahrscheinlichsten die wunderbare Macht dieses Bildes ausgedrückt und sie bezeugt die Gnadenvermittlung durch den hier Dargestellten. Schon im XVII. Jahrhundert wird diese Ikone des hl. Kasimir als einer der größten Schätze des Dom erwähnt. Die heute auf die Fürsprache des hl. Kasimir erfahrenen wunderbaren Gnaden bezeugen etwa 200 Voten, die auf den die Retabula stützenden schwarzen Marmorsäulen hängen.

Alljährlich am 4. März, dem Fest des hl.Kasimir, wird mittags im Dom von Vilnius eine hl. Messe zu Ehren des hl. Kasimir für die Familien gefeiert. Am Abend verehrt im Dom die Jugend den hl. Patron Litauens und der Jugend. Bei den Reliquien des hl. Kasimir versam-meln sich die Jugendlichen zum Gebet, hören speziell ihnen bestimmte Katechesen, loben mit jugendlichen Gesängen Gott für den von Ihm geschenkten Heiligen. Die Jugend, Jugend-organisationen, in der Jugendseelsorge engagierte Priester und Ordensleute nehmen an diesem Abend an einer hl. Messe teil, die der Erzbischof von Vilnius zelebriert. Danach findet zu Ehren des hl. Kasimir eine brüderliche Agape und ein geselliger Abend statt.

Jeden Morgen um acht Uhr früh wird in der St. Kasimirkapelle bei den Reliquien des Heiligen die hl. Messe gefeiert, werden Lieder gesungen. Auch aus den verschiedensten Ländern kommende Pilgergruppen feiern in den verschiedensten Sprachen die hl. Messe am Grab des hl. Kasimir.

In der St. Kasimirkapelle wird vielen Täuflingen das Sakrament der Taufe gespendet. Viele das Ehesakrament empfangende Paare wünschen bei den Reliquien des Heiligen zu beten, um seine Fürbitte anzurufen. Nach dem Empfang der Priesterweihe knien die Neupriester zusammen mit ihrem Oberhirten am Sarg des hl. Kasimir nieder, und bitten um Ausdauer und Hilfe in ihrem Dienst und um Keuschheit auf ihrem Weg.

Im Jahre 2004 aus Anlass des 520. Todestages des hl. Kasimir wurde ein reich geschmückter silberner Sarkophag des Heiligen feierlich vor dem Hochaltar des Doms von Vilnius ausgestellt. Die Gläubigen konnten so nicht nur bei den Gebeinen des berühmten Heiligen Litauens beten, sondern auch seinen Sarg berühren.

Andere besuchenswerte Orte

Zu einem Ort des Ernstes, der Besinnung und des Gebets wurde die Kapelle der Verbannten, die am Anfang des rechten Seitenschiffes eingerichtet wurde. Diese Kapelle ist gewidmet dem Erzbischof Mečislovas Reinys (1884–1953) und Bischof Vincentas Borisevičius (1887–1946), den Gefängnis und Verbannung erleidenden Erzbischof Teofilius Matulevičius (1873–1962) und Bischof Pranciškus Ramanauskas (1893–1959), den unschuldig Gefolterten, in den Gefängnissen Leidenden, die Verbannung Erduldenden und in ferne Länder sich zurück-ziehenden Litauern . Hier ruhen auch die sterblichen Überreste des Vilniuser Erzbischofs Julijonas Steponavičius (1911–1991). Die Kerzen vor dem eindrucksvollen gegenüber dem Altar in der Kapelle aufgehängten Gnadenbild des Gekreuzigten (1. Hälfte des XVIII. Jahr-hunderts), das aus der geschlossenen Trinitarierkirche in den Dom kam, kommen nicht zum Erlöschen. Das wahrscheinlich von spanischen Meistern geschaffene Bild des Leidens Christi hilft den Gläubigen, sich im Gebet an die Martyrer unseres Volkes und die Bischöfe von Vilnius zu erinnern.

In der neben der St. Kasimirkapelle eingerichteten Sakramentskapelle wird das allerheiligste Sakrament aufbewahrt. In der Kapelle hängt über dem Tabernakel das Bild „Christus – unsere gute Hoffnung“ (1873). Seine Ikonographie verkündet die Barmherzigkeit Gottes.Die silberne vergoldete Umrahmung des Bildes sind von den Gläubigen für Gebetserhörungen geschenkte Voten.

Wenn man im linken Seitenschiff in Richtung des Altars geht, ist dort die 1473 durch den Großfürsten von Litauen und König von Polen Kasimir Jogailaitis erbaute der allerheiligsten Jungfrau Maria, dem hl. Andreas und dem hl. Stanislaw geweihte königliche oder Valavičių Kapelle. In der Krypta dieser Kapelle wurde anfänglich der hl. Kasimir beigesetzt. Nach dessen offizieller Anerkennung als Heiliger begann der Herrscher Polens und Litauens Sigismund Vasa die neue St. Kasimirkapelle zu bauen, welche die dem Vilniuser Bischof Eustachijus Valavičius (1572–1630) geweihte Kapelle in der Südostecke ablöste. So wurde die königliche Kapelle zu Valavičiuskapelle. Als Altarbild ein von einem unbekannten Meister des XVII. Jahrhunderts geschaffenes Gemälde „Die unbefleckte Empfängnis der allerheiligsten Jungfrau Maria“. Das Gemälde war früher von einem silbernen Oklat bedeckt, was bedeutet, dass auch dieses Bild als Gnadenbild verehrt wurde.

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