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Pilgerwesen im ChristentumPilgerwesen in LitauenJohannes Paul II. und Litauen


Heiligtum, in dem das Herz des litauischen Volkes schlägt.
Johannes Paul II.
Antano Lukšėno fotografija

Der Dom Cathedral Basilica

Der von Laurynas Stoka–Gucevičius rekonstruierte Dom ist ein gewaltiges, beeindruckendes und monumentales Bauwerk im klassizistischen Stil mit elf Seitenkapellen, einer Sakristei, zwei Seiteneingängen auf der Süd – und Nordseite und dem Portikum im westlichen teil. Im südlichen Teil des Gebäudes erheben sich symmetrisch die Kuppeln der St. Kasimirkapelle und der Sakristei mit ihren Laternen. Auf beide Seiten des Doms stellte der Architekt eine Kolonade. In den Nischen der südlichen Kolonade stehen sieben barocke Statuen von heiligen Herrschern. An der Fassade fallen als erstes ins Auge sechs Fassadenskulpturen: in den vorderen Seitennischen des Doms – Moses und Abraham, nach den Säulen des Portikums – die Skulpturen der vier Evangelisten. Über den Evangelisten sind fünf Barreliefs zu sehen, die Themen des Neuen Testaments und der apostolischen Tätigkeit darstellen. Den Frontgiebel des Doms schmücken drei monumentale Skulpturen: der hl. Stanislaw, die hl. Helena und der hl. Kasimir.

Die von dem berühmten litauischen Künstler Pranciškus Smuglevičius (1745–1807) gemalten Apostel im Hauptschiff geleiten den Pilger zum Hauptaltar. Das Altarensemble bilden die architektonischen Formen eines Vikaraltars mit dem Bild des hl. Stanislaw im Zentrum und dem im erhöhten Presbyterium stehenden Altartisch mit Tabernakel – dem Kapitelaltar . Die Plakette der Türen des alten Tabernakels mit Szenen der Leidensgeschichte Christi ist eine barocke Goldschmiedearbeit von höchster künstlerischer Qualität. Seitlich des Tabernakelkreuzes sind zwei silberne Figuren der beiden Hauptpatrone des Bistums Vilnius: St. Kasimir und St. Stanislaw. Auf dem von Pranciškus Smuglevičius 1799 gemalten großen Altarbild ist das Martyrium des hl. Stanislaw dargestellt. Zur Rechte des alten Tabernakels, hoch auf einer Säule hängt ein kleines Bild – die allerheiligste Jungfrau Maria mit dem Jesuskind (XVI. Jahrhundert ?, neu gemalt in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts – zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts) , auch genannt Muttergottes von Alt Trakai und verbunden mit dem Namen des Erbauers des Doms Vytautas des Großen. Eine im XIX: Jahrhundert entstandene Tradition ist überzeugt, daß dieses Bild dem litauischen Großfürsten der Kaiser von Byzanz Manuel II. Palaiologos geschenkt hat.

Auf der Ostseite der Domwand hängen von Pranciškus Smuglevičius geschaffene Bilder „Die Vermehrung von Brot und Wein“ und „Das Opfer des Melchisedch“. Über der alten Kanzel im Hauptschiff – das Abbild des leidenden Christus „Ecce Homo“, eine Kopie des Gemäldes des bekannten italienischen Künstlers Guido Reni (1575–1642). In den Seitenschiffen hängen die 1909 von Nikodemas Silvanavičius (1834–1919) geschaffenen Kreuzwegstationen. Von dem italienischen Maler der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts Costatino Villani stammen die oben in den Seitenschiffen aufgehängten großen Gemälde zu biblischen Themen. Am Ende des Doms neben dem Haupteingang hängt das große Leinwand-gemälde von Pranciskus Smuglevičius „Petrus tauft einen Soldaten im Gefängnis“. Auf der anderen Seite das von Kanutas Ruseckas (1800–1860) gemalte „Letzte Abendmahl“.

In der Krypta des Doms von Vilnius wurden wie in vielen anderen europäischen Kathedralen Herrscher, Bischöfe, bedeutende Persönlichkeiten der Kirche und des Staates beigesetzt. Schon zu Zeiten der Vasa Könige hatte man die Absicht unter der St. Kasimirkapelle ein königliches Mausoleum einzurichten, aber dies wurde nicht zu Ende gebracht. Erst bei der Kirchenrestaurierung im vierten Jahrzehnt des XX: Jahrhunderts fand man die Gebeine der Gattin von Sigismund August, Elisabeth von Habsburg (1526–1545) und Barbora Radvilaitė (1520–1551) sowie des Bruders des hl. Kasimir Alexander (1460–1506). Zusammen mit dem Herzen des Erbauers der Kapelle Wladislaw Vasa (1595–1648) wurden sie im neuen, mit poliertem Granit geschmückten Mausoleum unter der Kapelle beigesetzt. Die Gedächtnistafeln der im Mausoleum begrabenen Herrscher und ihrer Gemahlinnen sind in lateinischer Sprache in die Wände der St. Kasimirkapelle eingemauert .

In der Krypta des Vilniuser Doms kann man auch das älteste in Litauen bekannte Fresko „Die Kreuzigung“ (Wende XIV.–XV. Jahrhundert) sehen. Auf ihm ist dargestellt Christus am Kreuz, ihm zur Rechten Maria, zur Linken der hl. Johannes. Das von der Zeit und der Feuchtigkeit stark beschädigte Fresko wurde 1985 gefunden. Diese Darstellung schmückte wahrscheinlich die Begräbnisstätte eines Mitglieds der Familie des Großfürsten oder eines Bischofs.

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