Geschichte
Angesichts der Überfälle der Tataren auf das Gebiet Litauens und der sich verschlechternden Beziehungen zu Russland verlieh der litauische Großfürst Aleksandr (1460–1506) im Jahre 1503 Vilnius das Privileg, die ganze Stadt mit einer Stadtmauer zu umgeben. Die Überliefe-rung sagt, daß der der Grundstein der Mauer dort gelegt wurde, wo der Weg nach Medininkai führt und von dort weiter über Ašmena nach Minsk. Mit der Segnung des Grundsteins begann der Bau des Tores, das später Tor der Morgenröte genannt wurde.
Das Tor, in dem heute die Kapelle mit dem Bild der Muttergottes der Barmherzigkeit hängt, wurde erstmals 1514 erwähnt und Medininkaitor genannt. Der Name Porta Acialis (Lat.), Ostra brama (Poln.), d.h. „Spitzes Tor“ taucht erstmals 1594 auf. Es ist nicht bekannt, warum man begann, dieses Tor so zu benennen. Die Litauer der Umgebung von Vilnius benutzten den Namen Ašmenator. Manche Quellen vermuten, daß das von dem Namen der Stadt Ašmena kommt,der von den fremdsprachigen Menschen wortwörtlich verstanden wurde (Lat. acies – ašmenys – Schneide) und dann so ins Lateinische und Polnische übersetzt. Seit dieser Zeit wurde das Tor auf Litauisch „Aušros Vartai – Tor der Morgenröte“ genannt. Warum „Aušros – Morgenröte“ ist ebenfalls unbekannt.Vielleicht kam diese Bezeichnung des Tors von der Bezeichnung Mariens „Stern der Morgenröte“.
Die Kapelle beherbergte nicht gleich das Bild der barmherzigen Gottesmutter. Zu Beginn hing das Bild der allerheiligsten Jungfrau in der inneren Hälfte des Tores, in einer kleinen Nischeals Gegenstück zu dem außen hängenden „Erlöser der Welt“.Das Bild hatte weder eine passende Kapelle noch den für Gnadenbilder üblichen Schmuck. So war es bis zur Ankunft der barfüßigen Karmeliten in Vilnius 1626. Sie erhielten ein Grundstück zum Bau eines Klosters und einer Kirche beim Tor der Morgenröte.
Die Karmeliten weihten die Kirche 1654 ein. Die Kirche wurde der großen spanischen Mystikerin, geistlichen Lehrerin und Erneuerin der Karmeliten, der hl. Theresia von Avila geweiht. Schon von Anfang ihrer Übersiedlung nach Vilnius an, zog das im Stadttor hängende Bild die Aufmerksamkeit der Karmeliten auf sich. Die Mönche richteten beim Bild ein Gebet ein und regten so auch die Frömmigkeit der Stadtbewohner an. Im Jahre 1668 vertraute die Stadtverwaltung den Karmeliten die Obhut über das Muttergottesbild an. So wurde dann 1671 dank der Fürsorge des Karmelitenpaters Karl vom Heiligen Geist eine hölzerne Kapelle für das Bild errichtet.
1702 nach der Einnahme von Vilnius durch die Schweden wurde die öffentliche Verehrung des Bildes verboten sowie überhaupt alle öffentlichen Versammlungen. Bei der Befreiung des Stadttors litt auch das Bild der Gottesmutter - es wurde von einer Kugel durchbohrt. Nachdem 1711 die hölzerne Kapelle einem Brand zum Opfer fiel, wurde die gemauerte Kapelle errichtet, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. 1829 erhielt sie ein Äußeres im spätklassizistischem Stil. Die Kapelle wurde so gebaut, daß die Gläubigen von der Straße aus beim Bild beten konnten, denn in die Kapelle gelangte man nur aus dem Klostergarten und Laien, insbesondere Frauen war der Zutritt dort verboten. Als 1844 die Karmeliten wegen der Hilfe, die sie den Aufständischen erwiesen hatten, vertrieben wurden, wurde das Kloster den Orthodoxen übergeben und die Kapelle dem Diözesanklerus. Seit dieser Zeit ist der Zugang zur Kapelle offen für alle. Bei der Eröffnung der Kapelle war 1789–1799 für die Pilger nach einem Projekt von Pietro di Rossi eine Galerie errichtet worden mit einer Innentreppe.
2002 wurden das Tor und die Kapelle sorgfältig restauriert und dabei im XIX. Jahrhundert übermalte Details des Wanddekors freigelegt.