Das Abbild des Barmherzigen Jesus
Das Bildnis des Barmherzigen Jesus, das oft einfach Bildnis der Barmherzig-keit Gottes genannt wird, malte im Jahre 1934 Eugenijus Kazimirovskis (1873–1939 ). Das Gemälde ist nach den durch die Mystikerin Schwester Faustina erfahrenen Visionen gemalt. Die erste Offenbarung erfuhr die hl. Faustina im Jahre 1931 in Plock, später einige Male in Vilnius.
Der sich offenbarende Erlöser verlangte, daß die Vision gemalt würde und daß die Aufschrift „ Jesus, ich vertraue auf Dich.“ in Erinnerung ruft: nur der Mensch, der Gott vertraut, kann die von Ihm geschenkten Gnaden empfangen. Bei der Verwirklichung dessen, was die hl. Faustina in ihren Visionen erfahren hatte, half ihr Beichtvater Pfarrer M. Sopočka.
Jesus offenbarte sich so, wie es jetzt nach den Berichten von Schwester Faustina auf dem Bildnis dargestellt ist. Der in eine umgurtete weiße Tunika gekleidete Erlöser hebt die rechte Hand und segnet die Menschen als ob er sagen wollte: Der Friede sei mit euch ! Diesen Gruß Jesu hören wir im Wortgottesdienst des Weißen Sonntags. Das durchbohrte Herz Jesu, (das auf dem Bildnis von Lichtstrahlen verdeckt wird), die Wund-male an den Händen und Füßen erinnern an das Leiden des Karfreitag. Also verbindet das Bildnis zwei Ereignisse der Evangelien, die am augenscheinlichsten die Liebe des barmherzigen Gottes zu den Menschen bezeugen. Mit der linken Hand berührt Jesus seine Kleidung am llerheiligsten Herz. Von hier aus strömen zwei Strahlen als Gnaden der unendlichen Barmherzigkeit -ein weißer und ein roter. Der erste symbolisiert das die Seele reinwaschende Wasser, der rote hingegen das Blut, das Leben der Seele. Die Sakramente der Taufe und der Buße reinigen die Seele, die Eucharistie belebt sie. So reden die Strahlen über die Sakramente sowie über alle Gnadengaben des Heiligen Geistes, deren biblisches Symbol das Wasser ist, und über den Neuen von Gott geschlossenen Bund mit den Menschen, den Christi Blut bezeichnet.
Anfangs wurde das Bildnis des Barmherzigen Jesus im Kloster der Bernhardinerschwestern an der St. Michaelskirche aufbewahrt, deren Rektor Pfarrer M . Sopočka war. In ihrem Tagebuch vermerkt Schwester Faustina: Jesus beauftragte sie ihrem Beichtvater zu übermitteln, daß der Ort des Gemäldes in der Kirche sei und nicht im Korridor des Klosters. Am Weißen Sonntag des Jahres 1937 wurde das Bildnis in der St. Michaelskirche neben dem Hauptaltar aufgehängt.
Im Jahre 1948 wurde die St. Michaelskirche von der sowjetischen Besatzungsmacht geschlossen und das Kloster der Bernhardinerinnen vernichtet. Das Bildnis des Barmherzigen Jesus blieb aber bis zum Jahre 1951 in dem Gebäude, bis dann zwei fromme Einwohnerinnen von Vilnius – Bronė Miniotaitė und Janina Rodzevič – die Leinwand dem Wächter abkauften und dem Pfarrer der Heilig Geist Kirche zur Aufbewahrung übergaben. Man beabsichtigte, das Bildnis nach Polen zu bringen. Aber das verhinderte nicht nur die strenge sowjetisch Grenzkontrolle. Der Mensch, der versprochen hatte, das Bildnis illegal über die Grenze zu schaffen,überlegte es sich im letzten Moment anders. „Mich dünkte es,
daß ich damit eine Gotteslästerung begehe“, bekannte er später.
Im Jahre 1956 befand sich das Bildnis des Barmherzigen Jesus in der Nähe von Grodno, in dem Kirchlein von Naujoji Rūda. Als die Staats-macht die Kirche schloß und ihr ganzes Inventar verschleppte, blieb das Bildnis wie durch ein Wunder unberührt. Im Herbst des Jahres 1986 wurde das Bildnis heimlich nach Vilnius gebracht. Bis zur Übertragung in das neue Heiligtum der Barmherzigkeit Gottes wurde es wieder in der Heilig Geist Kirche aufbewahrt. Im Frühjahr des Jahres 2003 wurde das Bildnis professionell restauriert. So ist das Bildnis jetzt wieder völlig so, wie es unter der Aufsicht von Schwester Faustina E. Kazimirovskis gemalt hatte.