Frömmigkeit
Bis zum Ersten Weltkrieg kamen die Pilger zu den Ablässen meist aus Dzukijen und den Bezirken von Vilnius und Lyda. Große Prozessionen mit Kirchenfahnen und Tragaltären waren mehrere Tage unterwegs und erbaten eine Übernachtung meist in den Scheunen der am Wege liegenden Gehöfte. Unter den Pilgern waren nicht wenige Kranke und Krüppel, aber auch Bettler, die von den Leuten großherzig beschenkt wurden.
Die in der Sowjetzeit eingeschlafene Traditon der Organisation von Wallfahrten wurde in den Jahren der Unabängigkeit wieder neu belebt. Pivašiūnai wurde nicht nur zu einem lokalen Pilgerzentrum, sondern zu einem der Pilgerzentren von ganz Litauen. Einzelne Pilger oder kleinere Pilgergruppen kommen meist zum Ablass von Maria Himmelfahrt mit dem Auto. Größere Pilgergruppen nehmen entweder einen Bus oder, insbesondere Jugendliche, gehen ein Stück des Weges zu Fuß. Zu erwähnen sind die alljährlichen Fußwallfahrten nach Pivašiūnai von Jieznas und Alytus. Ihre Ursprünge gehen bis auf den Beginn des XX. Jahr-hunderts zurück. Zu Beginn der Unabhängigkeit wurde wieder an eine originelle Tradition der Jugendwallfahrten angeknüpft: In der Begleitung von Erwachsenen pilgerten die Jugend-lichen zu Fuß nach Pivašiūnai sogar von der Kathedrale in Kaišiadorys (78 km).
Wohl am zahlreichsten wird Pivašiūnai von den Pilgern zu dem großen Ablass von Maria Himmelfahrt besucht, der hier acht Tage lang gefeiert wird. Das Maria Himmelfahrt Ablassfest setzte sich endgültig 1988 durch, als am Vorabend von Maria Himmelfahrt das berühmte Muttergottesbild gekrönt wurde. Seit dem Jahre 1988 wird an jedem 15. Tag eines Monats gefeiert als Tag der besonderen Verehrung der Muttergottes von Pivašiūnai. Bis zur Sowjetzeit war Pivašiūnai berühmt für das drei Tage lang gefeierte Ablassfest zum Fest der Geburt Mariens, bei dem auch eine vierzigstündige Anbetung stattfand.
Ende des XVIII. Jahrhunderts wurde auch ein Ablassfest des hl. Johannes des Täufers gefeiert, sowie Ablässe der hl. Benedikt, Maurus und Scholastika oder auch des dritten Ordens des Klosters, der Skapulierbruderschaft. Diese Ablässe erinnern daran , daß die Kirche von Pivašiūnai als Titel nicht nur Maria Himmelfahrt hat, sondern auch den hl. Johannes den Täufer, um auf diese Weise ihren ersten Stifter Jonas Klodskis zu ehren und den hl. Benedikt, dessen geistliche Söhne ja Jahrhunderte lang in Pivašiūnai arbeiten. Seit dem XVIII. Jahr-hundert fand in dem neben der Kirche gelegenen Städtchen ein Markt statt, auf dem man Lebensmittel und Devotionalien kaufen konnte.Die Durstigen konnten auf dem Kirchhof ihren Durst mit dem Quellwasser von Pivašiūnai stillen.
Als in den letzten Jahren begonnen wurde, den Maria Himmelfahrt Ablass eine ganze Oktave hindurch zu begehen, bildete sich die Tradition heraus, jeden Tag der Oktav einer anderen wichtigen Intention zu widmen. So wird jetzt während des großen Ablasses von Pivašiūnai gebetet für die Familien, für die Jugend, für Kranke und Verlassene, für Missionare, für Lehrer und Schüler, für die in der Landwirtschaft Tätigen. Es wird gebetet um den Schutz des Lebens, um geistliche Berufungen und um den Frieden ...Während des Ablasses werden Katechesen gehalten und es läuft auch ein Jugendprogramm.